Neues / 10. September 2007

Geheimnisse des Klangraumes

Manches ist schwer vorstellbar. Man muss es einfach erleben. Wenn man es dann erlebt ist es natürlich auch nicht immer so wie man es sich vorgestellt hat. So war es aber nicht. Andersherum ausgedrückt, ich hatte so etwas erwartet und war mental auf das Schlimmste gefasst.
Aber ganz so schlimm war es dann doch nicht, es war sogar gar nicht schlimm, manchmal eher schwer zugänglich, aber kein Wunder denn ich bin Novize im Clan der Insider. Varèse, Rihm, Nunes haben sich als Aufgabe gestellt neue Klangräume zu schaffen, Musik zu dekonstruieren und zu zerlegen wie auf dem Op-Tisch um sie dann wie Frankenstein wieder zusammenzusetzen…und das Monster dass sie schaffen hat abermals etwas sympathisches, wenn es auch manchmal seltsame Wege geht.
Es fiel mir schwer nachzuvollziehen wie sich verändernde Klanggebilde auf rotierende Ebenen projeziert anhören könnten, während 20 Instrumental(sol)isten vordergründig betrachtet gegeneinander spielten, sich auch die allmächtige Echtzeitmaschine hin und wieder meldete oder- weil sie bei Varèse noch nicht erfunden war – durch Tonbandeinspielungen die Musiker erstarren liess.
An diesem Abend in der Philharmonie, anlässlich des Berliner Musikfestes habe ich eine Vielzahl von Eindrücken sammeln können, die sich jetzt, Stunden und Tage danach, wie Schmetterlinge auf die Blüten meiner Erinnerung setzen und und mit ihren Flügeln nach Aufmerksamkeit schlagen.
Hier nun einige profane Bilder des Abends:

Das hier zeigt die mächtige Sektion der Schlagwerker.
Sie hatten viel zu tun und jede Menge Klangerzeuger und Klöppel aller Art.
Ansonsten gab es viele Blechbläser, gerade, gebogen und quer, einige wenige davon auch in Holz, einige Streicher mit sehr beeindruckendem Kontrabass und sogar Harfen und einen Flügel

Rundel mußte als Dirigent Schwerstarbeit leisten und ich frage mich, wie kennt er sich in den Stücken aus? Wie internalisiert er sie und findet sich zurecht, um seinen Musikern die richtigen Signale zu geben? Manchmal griff er zum elektronischen Metronom oder Interkom? (Knopf im Ohr)an seiner Jackentasche um es noch besser zu machen als es schon war.
Die Erlösung und Freude nach den einzelnen Stücken spiegelte sich sehr schön auf seinem Gesicht wider.

Emmanuel Nunes “Lichtungen I-III” sind wahrscheinlich auf CD nicht zu ertragen.
Ich denke er braucht den Raum und die Platzierung der Instrumente und Lautsprecher um seine Gebilde zu formen. Wohl ein Ausnahme-Mensch mit Ausnahme-Musikempfinden.
Und er kann sehr glücklich sein wie man sieht, hier umarmt von Rundel nach der Aufführung und beklatscht vom Publikum und den Musikern.

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